Berg der Legenden

Kurzrezension von Dominika Tóthová

„Etwas hat mir stets Kopfzerbrechen bereitet, Mr. Mallory“, sagte ein verbissen aussehender junger Mann. „Warum machen Sie sich die ganze Mühe und klettern auf diesen Berg?“ […] „Es gibt eine ganz einfache Antwort darauf“, sagte George. „Weil er da ist.“

Berg der Legenden, Kapitel 48.

Der Mount Everest, oder auch Chomolungma (tibetisch) oder Sagarmatha (nepali), der höchste Berg der Erde, fasziniert die Menschheit wohl schon seit seiner Entdeckung. Und obwohl man nicht viel von seiner ersten Entdeckung und den Menschen, die ihn schon vor öffentlichen Besteigungen erklommen haben, weiß, kann man davon ausgehen, dass dieser Berg eine anziehende Kraft auf Bergsteiger hat. Mit seinen 8848.43 Meter zieht er jedes Jahr Bergsteiger aus der ganzen Welt an, die als Belohnung auf seiner Spitze stehen möchten. So wunderschön die Aussicht auch sein mag – der Mount Everest ist nicht nur der höchste Berg, er ist auch der gefährlichste. Und doch wagen sich jährlich mehrere hundert Menschen nach Nepal.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam es zu mehreren Wettläufen zwischen Menschen, Staaten und Großmächten. Plötzlich war es wichtig der Erste zu sein. Das wohl bekannteste Beispiel ist der Wettlauf ins All, welchen sich die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion im Zuge des Kalten Krieges lieferten. Und auch Jeffrey Archers Roman Berg der Legenden erzählt die Geschichte von einem Wettlauf: der „erste“ Mensch auf dem Mount Everest zu sein. Das Buch ist im Januar 2019 beim Fischer-Verlag erschienen und hat 467 Seiten.

Die Geschichte von einem Mann, der sich seinen Lebenstraum erfüllen wollte – oder vielleicht sogar erfüllt hat?

Auch wenn es zu Beginn nicht danach aussieht, ist Berg der Legenden ein unglaublich spannendes Buch, welches auf wahren Begebenheiten beruht. Der einzigartige Schreibstil von Jeffrey Archer lässt uns am Leben von George Mallory auf eine besondere Art und Weise teilhaben und nimmt uns persönlich mit auf seine Lebensgeschichte. Das Erzählte wirkt sehr wirklichkeitsnah und man kann sich gut in die Hauptfigur, in ihre Zeit und ihren Lebenstraum hineinversetzen.

Abb. 1: Jeffrey Archer

Dreh- und Angelpunkt des Buches, welches auf einer wahren Begebenheit beruht, ist die Geschichte von George Herbert Leigh Mallory, einem britischen Bergsteiger. Bereits in jungen Jahren war er begeisterter Alpinist und auch Mitglied des britischen Alpine Clubs. Nach seiner Schulausbildung erhielt George ein Stipendium für ein Geschichtsstudium am Magdalene College in Cambridge. Unter seinen Freunden fanden sich auch viele Begeisterte für das Bergsteigen, die ihn auch mit Geoffrey Young, dem damals bekanntesten britischen Bergsteiger, bekannt machten. George begleitete ihn später auch auf mehrere Klettertouren.

Nach Abschluss seines Studium arbeitete George als Lehrer an der Privatschule Charterhouse in Surrey. Auch während seiner Tätigkeit als Lehrer reiste er mit Geoffrey Young in die Alpen,  um zu klettern.
1914, noch vor Beginn des ersten Weltkrieges, lernte George seine spätere Frau Ruth Turner kennen, die er noch im selben Jahr heiratete. Da Schullehrer zunächst nicht zum Kriegsdienst einberufen wurden, unterrichtete George vorerst weiter in Charterhouse. Jedoch hatte er ein schlechtes Gewissen, sich nicht am Sieg Großbritanniens beteiligen zu können. Viele seiner Freunde sind im Krieg gefallen. Als nach der Geburt seiner ersten Tochter ein weiterer Bergsteigerfreund fiel, ließ er sich im Spätsommer 1915 vom Schuldirektor freistellen, um seinen Dienst bei der Royal Garrison Artillery anzutreten.

Abb. 2: George Mallory
Abb. 3: Ruth Turner Mallory

1921 wurde George vom Alpine Club und der Royal Geographical Society eingeladen, an der Everest-Expedition teilzunehmen. Ziel war dabei die Erforschung des Everest-Massivs und das Auskundschaften einer möglichen Route auf den Gipfel. 1922 sollte der erste Aufstieg auf den Gipfel versucht werden. Allerdings wurde die Expedition aufgrund eines schweren Lawinen-Unglücks vorzeitig beendet. Bei diesem Unglück starben unter Georges Leitung der Sherpa Nyima, mit welchem er den Gipfel besteigen wollte und sieben Träger. Der Tod Nyimas und der Träger bedrückte George bis zu seinem eigenen Tod.

Obwohl George, bereits Vater von drei Kindern, nicht noch einmal sein Leben riskieren wollte, nahm er dennoch ein letztes Mal bei der Everest Expedition 1924 teil. Bei seinem letzten Versuch wurde er und sein Begleiter, Andrew Irvine, vom britischen Geologen Noel Odell am 8. Juni auf ca. 8500 Meter erkannt. Danach wurden beide nie wieder lebend gesehen. Ob George Mallory und Andrew Irvine den Gipfel des Mount Everest erreicht haben, ist bis heute unklar…

Abb. 4: Andrew Irvine

Insgesamt erlebt man beim Lesen des Romans dasselbe Abenteuer wie George Mallory. Man wird an die Hand genommen und durch sein Leben geführt, in der Hoffnung, dass er sich seinen Lebenstraum erfüllen kann. Berg der Legenden ist nicht nur für Bergsteiger, sondern für alle zu empfehlen, die am Leben des vielleicht ersten Mannes auf dem Mount Everest teilhaben wollen.

Bildnachweise:
Abb. 1: Autorenbild: https://www.jeffreyarcher.com/about/
Abb. 2: George Mallory, Autor/-in unbekanntUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:George_Mallory?uselang=de#/media/File:George_Mallory_1915.jpg
Abb. 3: Ruth Turner Mallory, Autor/-in unbekanntUnknown author, Public domain, via Wikimedia Commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:George_Mallory?uselang=de#/media/File:Ruth_Turner_Mallory.jpg
Abb. 4: Unknown photographer, Public domain, via Wikimedia Commons, https://de.wikipedia.org/wiki/Andrew_Irvine#/media/Datei:AndrewIrvine.jpg


Layout: Dominika Tóthová
Header: Dominika Tóthová

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