Winter is coming: Das Lied von Eis und Feuer und seine historischen Vorbilder – Teil II

Kaum eine Serie ist so berühmt und berüchtigt wie Game of Thrones! Mit seinen Büchern hat es George R.R. Martin geschafft, ein Millionenpublikum für sich zu gewinnen. Mit der Verfilmung der Bücher kam es zu einem regelrechten Hype, zu einer immer größer werdenden Fangemeinde und zu einer Bereicherung der Populärkultur.
Wie viele Phantasie-Bücher, befinden wir uns bei Game of Thrones in einer fiktiven, europäischen, mittelalterlichen Welt. Martin selbst ist ein passionierter Leser historischer Romane, doch in einem Interview meinte dieser, dass das Problem bei historischen Romanen ist, dass man weiß, wie es ausgeht – ganz anders bei Game of Thrones, was nach dem Motto Expect the Unexpected lebt. Dennoch lässt sich erkennen, dass sich Martin von historischen Ereignissen hat inspirieren lassen, welche wir euch in unserer Winter is coming – Reihe präsentieren möchten.
[Warnung! Wer die Bücher noch nicht gelesen oder die komplette Serie noch nicht gesehen hat, dies aber noch tun möchte, sollte wissen, dass es in diesem Artikel auch Spoiler gibt! Es empfiehlt sich also vorher entweder die Bücher zu lesen, die Serie zu schauen oder beides 😉]

Daenerys Targaryen und Henry VII. Tudor / Justa Grata Honoria

Daenerys Targaryen war das jüngste Kind des Irren Königs, Aerys II. Targaryen, und seiner Schwester sowie Ehefrau Rhaella. Noch vor Daenerys Geburt wurde Aerys II. Targaryen ermordet und der Eiserne Thron von Robert Baratheon bestiegen. Daenerys ältester Bruder, Thronerbe Rhaegar Targaryen, der Roberts Rebellion mit der vermeintlichen Entführung von Lyanna Stark überhaupt ins Rollen brachte, fiel Robert zum Opfer. Gleich erging es seiner Frau und seinen Kindern, sowie fast der gesamten Targaryen-Familie. Die schwangere Rhaella floh mit Daenerys Bruder Viserys auf die Insel Drachenstein, um dem neuen König zu entkommen.
In einer stürmischen Nacht kam Daenerys Targaryen auf Drachenstein zur Welt. Nachdem Rhaella Targaryen noch im Kindbett starb, wurden die zwei Waisenkinder von Getreuen der Targaryens nach Osten in die Freien Städte gebracht, wo sie vor Robert Baratheon in Sicherheit waren. Jahrelang suchten sie nach Verbündeten, um den Eisernen Thron zurück zu erobern, bis sie Zuflucht und Hilfe bei Illyrio Mopatis fanden, einem einflussreichen Magister der Freien Stadt Pentos. Viserys versprach Daenerys ständig ein Zuhause, weshalb sie ihm gehorchte – allein schon aus Angst vor seinen Wutausbrüchen. So wurde sie von ihm und Illyrio Mopatis als Braut an den Dothraki Khal Drogo verkauft um mit dem Reitervolk eine Allianz zu schließen. Zur Hochzeit lernte Daenerys auch ihren engsten Vertrauten und Freund kennen, den in Ungnade gefallenen Ritter Jorah Mormont von der Bäreninsel. Mit der Zeit verliebten sich Daenerys und Drogo ineinander, was Viserys immer mehr und mehr missfiel und er darauf bestand, dass sie ihm endlich helfen, den Eisernen Thron zurück zu erobern, was die beiden allerdings nicht vorhatten. Als Viserys Khal Drogo droht, Daenerys zu töten, wenn er nicht seine goldenen Krone bekommt, nimmt ihn der Khal beim Wort und gießt ihm einen Kessel mit geschmolzenen Gold über den Kopf, woraufhin Viserys stirbt.
Nachdem auch Khal Drogo nach einer Verletzung und einem misslungenen Blutzauber (bei welchem auch Daenerys und Drogos Kind tot geboren wurde) von Daenerys umgebracht wurde, beschließt Daenerys sich mit der Leiche von Khal Drogo und ihren versteinerten Dracheneiern, die sie von Illyrio Mopatis zur Hochzeit geschenkt bekommen hat, auf den Scheiterhaufen zu legen und den Freitod zu wählen. Doch anstatt zu verbrennen, überlebt Daenerys unverletzt, sowie die drei frisch geschlüpften Drachen, ausgebrütet vom Feuer.
Dies war der Beginn von Daenerys Macht. Mit der Zeit gewann sie immer mehr Einfluss und Verbündete. Unter diesen Voraussetzungen und den Armeen aus Dothraki-Reitervolk und den Unbefleckten, einer Armee von Eunuchen-Sklavensoldaten, kam sie bis nach Drachenstein zurück, um von dort aus die Eroberung von Königsmund zu planen. Doch als sich ihr eine größere Gefahr stellte, unzwar die Armee der Untoten des Nachtkönigs, beschloss sie, Jon Schnee, dem Lord Kommandant der Nachtwache, und dem Norden zu helfen und ihnen beim Kampf der Lebenden gegen die Toten beizustehen. Nachdem der Nachtkönig besiegt war, zog sie gen Königsmund, um sich Cercei Lannister zu stellen. Da Daenerys aber immer mehr und mehr dem Wahnsinn verfiel, wie ihr Vater vor ihr, und die gesamte Stadt in Schutt und Asche legte, wurde sie von Jon Schnee ermordet, um ihre gewaltsame Herrschaft zu beenden noch bevor sie überhaupt beginnen konnte.

Auch Daenerys Targaryen hat historische Vorbilder – da die Liste bei ihr aber etwas größer ausfällt, möchte ich hier zwei Persönlichkeiten vorstellen, die man mit ihrem Werdegang am besten assoziieren kann. Zum einen wäre das Henry VII. Tudor (1457 – 1509).
Er war der Sohn von Edmund Tudor, Earl of Richmond, und Margaret Beaufort, welche erst 14 Jahre alt war, als Henry geboren wurde. Nachdem sein Vater keine 3 Monate vor seiner Geburt verstarb und seine Mutter schnell wieder geheiratet hat, wurde er von seinem Onkel Jasper Tudor, Earl of Pembroke, groß gezogen. Auch seine Familie floh ins Exil, unzwar in die Bretagne, da es wegen der Streitereien mit dem Hause York in England nicht sicher war, vor allem da Henry mütterlicherseits einen Anspruch auf den englischen Thron hatte. Lange sah es danach aus, als müssten sie ein Leben lang im Exil bleiben, da sich das Haus York nach und nach in England zu festigen schien. Doch als Richard III. den englischen Thron usurpierte und gleichzeitig das Haus York wieder spaltete, ebnete sich für Henry eine Chance. 1483 wurde eine Revolte unter seinem Cousin, dem Duke of Buckingham, geplant, die aber fehlschlug, noch bevor Henry in England ankam und was ihn gleichzeitig zum Oberhaupt des Hauses Lancaster machte. Nachdem Henry versprach, Elizabeth of York, die älteste Tochter von Edward IV. zu heiraten, schlossen sich ihm die Gegner Richards III. aus dem Hause York an. Der Zusammenschluss der Truppen beider Häuser und mit der Hilfe der Franzosen, die ebenfalls eine Invasion Richards III. fürchteten, landete Henry in Wales und marschierte mit seiner Armee in England ein. Anders als bei Daenerys kam es zu keiner Unterbrechung durch den Einmarsch lebender Toter und so konnte er sich bei der Schlacht von Bosworth 1485 dem Heer des Hauses York unter Richard III. stellen und die Schlacht auch gewinnen. So konnte er, anders als Daenerys, über das Land herrschen, aus welchem er fliehen musste, denn der Sieg machte Henry zum letzten englischen König, der den Thron bei einer Schlacht erlang. Zusätzlich beendete seine Ehe mit Elizabeth of York die Rosenkriege.
Doch Henrys Geschichte ist nicht die einzige, zu welcher sich Parallelen zu Daenerys Geschichte finden lassen. Auch die Biografie von Justa Grata Honoria (418 – 455) erinnert an ein bestimmtes Detail in Daenerys Lebensgeschichte. Sie war die Tochter des römischen Kaisers Constantinus III. und der Galla Placidia. Sie bekam bereits in früher Jugend die Würde einer Augusta, wahrscheinlich um eine Heirat mit ihr zu verhindern, denn eine Verbindung mit ihr, hätte Ansprüche auf das Kaisertum begründen können. Honoria gab sich aber einem Hofbeamten hin, welcher aufgrund dieser Verbindung hingerichtet wurde. Sie wurde daraufhin mit einem unbedeutenden Senator zwangsverheiratet, damit sie keine Gefahr für ihren Bruder Valentinian III. und seinem Anspruch auf das Kaisertum war. Die Beziehung zwischen Schwester und Bruder war hier scheinbar ähnlich schlecht, wie die zwischen Daenerys und Viserys.
Honoria soll in dieser Situation die Hunnen, ein Reitervolk unter König Attila, zu Hilfe gerufen haben. Man erzählt sich, dass Honoria den Hunnen einen Ring übersendet hat und in diesem Sinne ihnen ihre Hand anbot, was wiederum der Anlass für den Krieg zwischen Westrom und den Hunnen war. Das erinnert sehr an die Verbindung zwischen Daenerys und Khal Drogo, die sich zusammen gegen Daenerys Bruder Viserys wandten. Honoria selbst soll lebenslang eingekerkert worden sein. Die Umstände ihres Todes sind bis heute nicht bekannt.

Abb. 1: Henry VII.
Abb. 2: Justa Grata Honoria

Margaery Tyrell und Anne Boleyn

Margaery Tyrell war die Tochter von Alerie Tyrell und Maes Tyrell. Ihr Vater war Lord von Rosengarten und zugleich der Wächter des Südens. Das Haus Tyrell ist eines der großen Häuser von Westeros und damit politisch auch ein guter Verbündeter. Margaery wuchs, genauso wie ihr Bruder Loras, der Ritter der Blumen, dem sie sehr nahe stand, in Rosengarten auf. Man erzählt sich, dass Margaery so schön war wie intelligent und sie hatte ein Ziel: DIE Königin zu werden. Um diese Bestrebung wahr werden zu lassen, heiratete sie Renly Baratheon, der sich selbst, nach dem Tod seines Bruders Robert, zum König krönte. Renly war gleichzeitig der Geliebte von Margaerys Bruder, was ihr nicht verborgen blieb. Allerdings versuchte sie Renly nahezulegen mit ihr einen Erben zu zeugen, damit ihre Position gesichert bleibt. Nachdem Renly von einem Schatten ermordet wurde, kehrten die Tyrells wieder nach Rosengarten zurück, begleitet von Petyr Baelish, oder auch Kleinfinger genannt, dem Meister der Münze von König Joffrey Baratheon. Diesem gelingt es das Haus Tyrell mit dem Haus Lannister zu verbünden und gemeinsam gegen Stannis Baratheon in der Schlacht von Schwarzwasser zu kämpfen und diesen auch zu besiegen. Nach dem Sieg wurde Loras von König Joffrey gefragt, was er im Gegensatz für seine Unterstützung wünscht, woraufhin dieser Joffrey darum bat, seine Schwester Margaery zu heiraten. Nach einigen Zweifeln willigte König Joffrey ein und die beiden verlobten sich. Margaery machte sich neben dem tyrannischen König einen guten Namen. Sie zeigte sich dem Volk und gewann schnell deren Sympathie. Nachdem Joffrey während der Hochzeitsfeierlichkeiten vergiftet wurde, musste sie wieder einen neuen Plan fassen, um ihr Ziel, Königin zu werden, zu erreichen. So wurde ihr von ihrer Großmutter, Olenna Tyrell, geraten, den Bruder von Joffrey, Tommen Baratheon, den neuen König der Sieben Königslande, zu heiraten, den sie auch sehr schnell um den Finger wickeln konnte. Nach der Hochzeit begannen allerdings religiöse Fanatiker in Königsmund stark zu werden. Cercei nutzte die Gelegenheit und ließ Margaerys Bruder, wegen seiner sexuellen Neigungen, verhaften. Margaery, die ihn retten wollte und zu seinen Gunsten lügte, wurde ebenso verhaftet. Doch in der Gefangenschaft gab sie sich der Religion der Sieben hin und tat Buße, bis sie frei gelassen wurde und die Krone dafür ein neues Bündnis mit dem Glauben einging. Cercei, die auch verhaftet, einen Bußgang gehen musste und dem Volk nackt vorgeführt wurde, wollte sich an den religiösen Fanatikern rächen und ließ die Septe, in welcher alle auf ihre Verhandlung warteten, inklusive Königin Margaery, mithilfe von Seefeuer explodieren. 

Margaerys historisches Vorbild ist Anne Boleyn (1501/1507 – 1536). Sie war die Tochter von Thomas Boleyn, einem Diplomaten am Hof Henrys VII., sowie von Elizabeth Howard. Sie hatte eine Schwester, Mary, sowie einen Bruder, George. Als Hofdamen gelang den Töchtern der Einstieg in die Adelskreise. Sie verbrachten ihre Jungend an verschiedenen Königshöfen in Europa, wo sie eine ausgezeichnete Bildung erhielten. 
Nach ihrer Rückkehr nach England wurden die Schwestern zu Hofdamen von Katharina von Aragón, der ersten Ehefrau von Henry VIII. Anne sollte auf Wunsch ihres Vaters und mithilfe des Königs James Butler heiraten, der ein vermögender Erbe eines Grafentitels war. Anne wiederum fiel bei Hofe nicht nur durch ihre äußere Erscheinung auf, sondern auch durch ihren Witz und ihre Schlagfertigkeit, die auf viele Männer der damaligen Zeit herausfordernd wirkten.
Auch Henry VIII. verliebte sich in Anne und er begann sogar ihr Liebesbriefe zu schreiben. Doch Anne wollte nicht nur eine Mätresse sein, die wie viele andere früher oder später in Ungnade fällt. Sie wollte, wie Margaery, die Königin sein. Und sie beharrte darauf, eine gültige Ehe mit dem König einzugehen, schon allein um sich, ihre Familie und ihre künftigen Kinder abzusichern. Henry war bereit für seine Liebe den nächsten Schritt zu gehen. Nachdem ihm Katharina von Aragón keinen männlichen Nachfolger schenken konnte, war für ihn klar, dass er die Ehe beenden musste. Da aber die Scheidung zwischen ihm und Katharina seitens des Papstes nicht gewährt wurde, brach dieser mit der römisch-katholischen Kirche. Die anglikanische Kirche, mit dem König als Oberhaupt, ermöglichte nun eine Scheidung und die Heirat mit Anne Boleyn. Dies läutete die englische Reformation ein und beendete somit den Einfluss des Papstes auf die königlichen Ehen innerhalb der anglikanischen Landeskirche. Als Oberhaupt der Kirche entschied der König allein über religiöse Fragen.
Annes Ehe mit Heinrich war zuerst harmonisch, doch als auch Anne Henry keinen männlichen Thronerben schenken konnte und auch Fehlgeburten hatte, verlor Henry langsam das Interesse an ihr, was ihre Position noch unsicherer machte. Das nachlassende Interesse des Königs blieb am Hofe nicht unbemerkt und so versuchte man den König mit Jane Seymour zusammen zu bringen. Man vermutet, das Janes Familie zusammen mit Thomas Cromwell bereits länger die Absetzung Annes planten und dementsprechend Gerüchte und Verdächtigungen über Annes Affären mit anderen Männern und ihrem eigenen Bruder streuten. Da der König bereits Interesse an Jane Seymour zeigte, musste er einen Weg finden um sich von Anne zu trennen und der einzige Weg war ein Todesurteil. Zu diesem kam es auch am 2. Mai 1536. Anne wurde wegen Ehebruch, Inzest und dem Plan, den König umzubringen, angeklagt. Obwohl es keine Beweise gab, wurde sie wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und am 19. Mai 1536 enthauptet.

Abb. 3: Anne Boleyn

Jon Schnee und John Stark

Jon Schnee ist der Sohn von Prinz Rhaegar Targaryen und Lyanna Stark, die aufgrund ihrer Liebe Roberts Rebellion mehr oder weniger auslösten. Jons eigentlicher Name ist Aegon Targaryen. Doch als Lyanna aufgrund von Komplikationen bei der Geburt im Sterben lag, versprach ihr Bruder, Eddard Stark, ihn zu beschützen. Er nannte das Baby Jon und gab diesen als seinen Bastard aus und erzählte niemanden etwas über seine wahre Herkunft. Er wuchs auf Winterfell auf und bekam als Bastard des Nordens den Nachnamen Schnee.
Während er Eddards Frau, Catelyn Stark, ein Dorn im Auge war und sie in ihm die Untreue ihres Ehemannes sah, verstand sich Jon mit den Stark-Kindern sehr gut.
Jon entschied sich, genau wie sein Onkel, der Nachtwache beizutreten. Dort war ein Mitglied wie jeder andere, und seine Geburt und Herkunft waren nur zweitrangig.
Als er jedoch an der Mauer ankam merkte er, dass die Vorstellung dieser noblen Bruderschaft, die den Süden vor Wildlingen und Weißen Wanderern beschützt, nur eine Wunschvorstellung war und diese eigentlich nur aus Verbrechen und Ausgestoßenen bestand, welche keine andere Wahl hatten, als der Nachtwache beizutreten. Mit seinen Fähigkeiten im Schwertkampf trainierte er die Neuankömmlinge an der Mauer und freundete sich schnell mit diesen an.
Der Lord Kommandant, Jeor Mormont, erkannte Jons Talent und wies ihm eine führende Rolle zu, als sie sich auf die Suche nach Jons Onkel machten, der nach seiner letzten Reise jenseits der Mauer nicht zurück gekehrt ist und die Nachtwache Besuch von einem Wiedergänger bekam. Also Jon bei dieser Mission von Wildlingen gefangen genommen wurde, schließt er sich, um zu überleben, diesen an. Dort lernt er die Feinde der Nachtwache von einer anderen Seite kennen. Sie wollen zu den Lebenden gehören und nicht zu den Toten, denn sie wissen besser als die Nachtwache, welche große Gefahr jenseits der Mauer lauert. Dies bewegt Jon auch dazu, die Wildlinge später, als er selbst zum Lord Kommandant ernannt wurde, über die Mauer zu bringen und sie vor den Weißen Wanderern zu retten. Da einige wenige der Nachtwache diese Handlung als Verrat ansehen, beschließen sie Jon zu töten. Doch Jon wird von der Roten Priesterin, Melisandre, wiederbelebt und seine Mörder schließlich gehängt. Bevor sie sich den Weißen Wanderern stellen konnten, half Jon seiner Halbschwester, Sansa Stark, Winterfell, welches von der Familie Bolton besetzt war, wieder zurück zu erobern. Danach setzte er die Suche nach Verbündeten fort um sich den Untoten stellen zu können. In der langen Nacht gelang es schließlich den Lebenden die Weißen Wanderer zu besiegen, worauf sich das Augenmerk aller wieder auf Königsmund richtete. Jon folgte Daenerys Targaryen nach Königsmund, die den Eisernen Thron für sich beanspruchte, doch er erkannte die Gefahr in ihr und tötete sie, noch bevor sie den Eisernen Thron besteigen konnte. Daenerys Anhänger forderten eine gerechte Strafe für Jon, welcher daraufhin für sein Verbrechen in den Norden jenseits der Mauer verbannt wurde und dort ein neues Leben beginnen konnte.

Eine ähnliche Lebensgeschichte hatte der amerikanische General John Stark (1728 – 1822). Er diente während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in der amerikanischen Kontinentalarmee. Auch er geriet während einer Jagd in Gefangenschaft. Bei den Entführern handelte es sich aber nicht um Wildlinge, sondern um Abenaki, einem indigenen Stamm Nordamerikas. Er und der zweite Gefangene, Amos Eastman, sollten vor den mit Stöcken bewaffneten Abenaki-Kriegern einen Spießrutenlauf machen. Daraufhin riss John Stark dem ersten Krieger den Stock aus der Hand und attackierte diesen, sehr zur Überraschung der anderen Krieger. Beeindruckt von seinem Mut wurden John Stark und Amos Eastman in den Stamm mitaufgenommen und die Neuankömmlinge verbrachten mit ihnen den Winter. Im Frühling wurde ein Agent der Regierung entsendet um die Gefangenen gegen Geld einzutauschen. Beide kehrten unversehrt nach Hause zurück.
Später wurde Stark als Leutnant für den Siebenjährigen Krieg in Nordamerika angeworben, wo er wertvolle Kampferfahrung gewann. Am Ende des Krieges verließ er schließlich als Hauptmann die Armee, kehrte aber mit dem Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in den Militärdienst zurück.

Abb. 4: John Stark

George R.R. Martin orientierte sich nicht nur an einer Lebensgeschichte einer historischen Persönlichkeit. Manchmal mischte er die Schicksale mehrerer Personen zusammen, um so seine individuellen Charaktere zur erschaffen.
In der nächsten Ausgabe der Winter is comig – Reihe erfährt ihr von weiteren Parallelen zwischen Game of Thrones und unserer Vergangenheit.

Literaturnachweise:
BERG, Dieter: Die Tudors. England und der Kontinent im 16. Jahrhundert, Stuttgart 2016.
BÖRM, Henning: Westrom. Von Honorius bis Justinian, Stuttgart 2013.
BRÜNS, Elke: Game of Thrones. 100 Seiten, Stuttgart 2019.
KRIEGER, Karl-Friedrich: Geschichte Englands. Von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, 5. Aufl., München 2018.
LARRINGTON, Carolyne: Winter is coming. Die mittelalterliche Welt von Game of Thrones, Darmstadt 2016.
MARTIN, George R.R.: Fire and Blood, London 2020.
POLHEMUS, Richard V./ Polhemus, John F.: Stark: The Life and Wars of John Stark. French & Indian War Ranger, Revolutionary War General, New York 2014.
ROYLE, Trevor: The War of the Roses. England’s First Civil War, London 2009.
THOMA, Helga: Ungeliebte Königin. Ehetragödien an Europas Fürstenhöfen, Wien 2000.
VOLLRATH, Hanna/Fryde, Natalie: Die englischen Könige im Mittelalter. Von Wilhelm dem Eroberer bis Richard III, 2. Aufl., München 2009.
WEIR, Alison: The Lady In The Tower. The Fall of Anne Boleyn, London 2010.

Bildnachweise:
Abb. 1: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/84/Portrait_of_Henry_VII%2C_King_of_England_Cultural_Heritage_Agency_of_the_Netherlands_Art_Collection_NK1426.jpg
Abb. 2: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Justa_Grata_Honoria?uselang=de#/media/File:Dictionary_of_Roman_Coins.1889_P466S0_illus466.gif
Abb. 3: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/0e/Anneboleyn2.jpg
Abb. 4: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/29/General_John_Stark_Edit.jpg


Header: Dominika Tóthová
Layout: Dominika Tóthová

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